Slayvention 2014 – Elfen und Mutanten in der echten Burg

Die Kulisse war der Hammer. In der Jugendherberge von Burg Breustein fand das zweite Mal die Dungeonslayer-Convention, „Slayvention“, statt. Ungefähr 30 Leute fanden sich dort ein, um drei Tage lang Miniaturen hin- und herzuschieben und gnadenlos zu slayen. Durch meinen Umzug wohne ich relativ nah dran und erreichte die Burg innerhalb von einer Stunde. Entspannt konnte ich mit den ersten Leuten im Burghof quatschen, während man mir den Zimmerschlüssel in die Hand drückte und die Räumlichkeiten zeigte.

Obwohl es eine Con speziell für Dungeonslayers ist, musste niemand auf andere Genre wie Zombies, SF oder Endzeit verzichten. Es gibt genug DS-Ableger – alle produziert von begeiserten Fans und alle wie auch DS selbst kostenlos verfügbar. Gammaslayers, die Endzeit-Variante von DS war sehr beliebt und wurde – so denke ich zumindest – am zweihäufigsten gespielt. Der Uhrwerk-Verlag hat sich nicht lumpen lassen und eine ganze Kiste mit Material geschickt. Die Orga teilte alles in Umschläge auf, die verlost wurden, und so konnte jeder ein paar Goodies mit nach Hause nehmen – die Schnellstart-Regeln First Slay, Promowürfel und sogar komplette Bücher. Mir waren außerdem ein paar Vorabexemplare des im Oktober erscheinenden Buches „Die Söhne der Wüste“ zugeschickt worden, die ich im Namen der Verlags verkaufte. Die Hälfte der Con-Besucher ging am Sonntag mit einer Ausgabe der gelungenen Klein-Kampagne nach Hause. Abends konnte außerdem im Gewölbekeller getrunken und gequatscht werden.

Aber eigentlich waren wir natürlich wegen der Spielrunden da. Es wurden in jedem Slot vier bis sechs Runden angeboten, die auch fast alle voll wurden. Ich selbst startete Freitagabend mit dem „Dungeon2Go #17“ Die Tonkrieger des Hoi-Ming, einem kleinen Dungeon, den ich vor langer Zeit geschrieben hatte. Drei Spieler fanden sich am Spieltisch ein (ich nenne keine Namen, weil ich nicht weiß, ob die jeweiligen Personen das wollen). Freudestrahlend wollte ich die fertigen Charaktere verteilen, stellte jedoch fest, dass ich meine Mappe vergessen hatte – d. h. alle Spielmaterialien, die ich vorbereitet hatte: Ausdrucke von zwei Abenteuern, Handouts, Charaktere … alles. Zum Glück fand ich jemanden, der Ausdrucke aller D2Gs dabei hatte und mir netterweise mit dem Abenteuer aushalf. Ich habe ihm den Ausdruck gar nicht wiedergegeben, wofür ich mich entschuldige.

Also nahmen wir andere Charaktere. Die beiden Damen hatten eigene SCs dabei, die nur leicht angepasst wurden und eine Figur erstellten wir vor Ort. Die Vorbereitungen liefern sehr ruhig. Es wurde wenig gesprochen, nur auf Bögen herumgekritzelt. Es war so ruhig, dass ich mir fast schon Sorgen über den Abenteuerverlauf machte. Das war jedoch völlig ungerechtfertigt. Die Stimmung am Tisch war toll. Das Spiel verlief ruhig und geordnet, ganz anders als das übliche Durcheinander aus Geschrei und blöden Witzen, das ich sonst gewohnt bin. Wir spielten einfach, mit dezenter Charakterdarstellung und geordneten Diskussionen über die nächsten Schritte. Das war vielleicht die perfekte Runde für einen Con-Einstieg, wofür ich mich bei allen Mitspielern und -innen bedanke. Danach ging es in den Gewölbekeller, wo ich mit ein paar anderen versumpfte. Kurz vor 5:00 Uhr fiel ich betrunken ins Bett.

Am nächsten Tag ging es für mich erst mittags weiter. Greifenklaue bot eine Runde Zombieslayers an, die schon viel eher so lief, wie ich es gewohnt bin. Wir haben jedenfalls viel gelacht. Eine Ballonfahrt über den schönen Harz führte die SC zusammen, als plötzlich eine grüne Wolke die Landschaft unter ihnen einhüllte. Wir waren wohl über der Wolke – aber immerhin noch so knapp, dass wir ohnmächtig wurden. Als wir erwachten lag der Ballon am Boden. Der Ballonführer hatte sich den Schädel gestoßen. Er sah gar nicht gut aus und gab komische röchelnde Geräusche von sich. Es ging weiter, wie man es in einer Zombiegeschichte erwartet. Ich hatte großen Spaß damit, zu leugnen, dass es sowas wie Zombies gibt, und den „armen Verletzten“ zu helfen. Als meine Figur es schließlich begriff, kam seine cholerische Ader hervor, die ich bei der Charaktererschaffung ausgewürfelt hatte. Wir hatten neben anderen einen Polizisten dabei, einen jugendlichen Kiffer, der alle in den Wahnsinn trieb und – mein persönliches Highlight – einen schwäbischen Footballspieler. Die Handlung trat vor lauter Charakterspiel ein wenig in den Hintergrund und so musste Greifenklaue ordentlich kürzen. Es hat aber geklappt und so konnten wir pünktlich zum Abendessen gehen. Als Regeln dienten übrigens eine Mischung aus DS-X, den Mini-Supplements Zombieslayers und Corpseslayers und einem Satz Hausregeln – alles zu finden auf den Seiten der DS-Community (Dungeonslayers.de und das Forum). Mir hat die Runde jedenfalls viel Spaß gemacht. Umso mehr freue ich mich über die Ankündigung von Zombieslayers als eigenständiges Regelwerk, auch wenn es noch ein wenig bis zur Fertigstellung dauern wird.

Abends konnte ich dann eine weitere Runde anbieten: mein Abenteuer Der Wind des Wahnsinns aus der gleichnamigen Anthologie. Zum Glück hatte jemand das Buch dabei und lieh es mir. Wir hatten sechs Spieler in der Runde. Es war wieder ein lebendiger Haufen. Wir lachten viel, und es wurde einiges an Charakterspiel geboten. Vor allem der dumme Barbar war sehr gelungen, weil der Spieler auf der Dümmlichkeit nicht herumritt, sondern sie dezent und pointiert in Szene setzte. Das Abenteuer ist recht lang und um Mitternacht schied der erste Spieler wegen Müdigkeit aus. Gegen 1:00 Uhr konnte auch der Rest nicht mehr – wir sind einfach nicht mehr in dem Alter, in dem man diverse Nächte hintereinander durchfeiert. Da die Gruppe gerade den essenziellen Hinweis zur Lösung des Abenteuers gefunden hatte, erzählte ich den Rest. Mir persönlich hat der Anfang des Abenteuers am meisten Spaß gemacht. Die Gruppe war schön in die abgefahrene Situation einer Stadt, die scheinbar komplett wahnsinnig wird, involviert. Es wurde gerätselt und rollengespielt. Vielen Dank an alle Mitspieler.

Der Aufenthalt im Gewölbe war dieses Mal erwartungsgemäß kurz. Am nächsten Tag fand sich ein netter Spielleiter, die eine Kurzrunde bis zum Mittagessen anbot. Wir mussten aus einem Gefängnis entkommen. Auch diese Runde war schön und witzig. Ich war das erste Mal seit Ewigkeiten Spieler in einer klassischen DS-Runde – eine nette Erfahrung. Mittags ging es dann wieder Richtung Heimat.

Die Slayvention 2014 war eine rundum gelungene Veranstaltung. Ich hoffe, das nächstes Jahr eine weitere auf die Beine gestellt werden kann.

Veröffentlicht am 9. Oktober 2014 in Meinung und mit , , , , , getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Kommentare deaktiviert für Slayvention 2014 – Elfen und Mutanten in der echten Burg.

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