Rezension: Improspiel

[von Graham Walmsley, http://3w20.wordpress.com/impro/, 2012, Deutsch, verschiedene Formate, 88 S. (Buch) bzw. 104 min. (Hörbuch), 5 € bis 17 €]

„Improspiel“ ist die Übersetzung von Graham Walmsleys „Play Unsafe“. Die kleine Indiepublikation beschreibt, wie man mithilfe von Techniken des Improvisationstheaters, ein Rollenspielabenteuer improvisieren kann – oder genauer: wie diese Techniken das Spiel ganz allgemein verbessern.

Für ein Quellenbuch dieser Art eher ungewöhnlich ist die Tatsache, dass es auch ein Hörbuch gibt: Achim Zien liest „Improspiel“ ruhig und unaufgeregt. Die Idee – genau wie die Umsetzung – ist toll: So kann der zeitlich eingeschränkte Spielleiter das Quellenbuch im Auto auf dem Weg zur Arbeit hören. Das Layout des mir vorliegenden PDFs (und damit gewiss auch des Buchs) ist einfach und formschön, ohne Bilder oder Schnickschnack. Das Format benötigt auch keine Bilder und ist perfekt für Tablets geeignet. Steffen vom Blog 3W20, der sich schon durch andere Übersetzungen hervorgetan hat, fertigte auch diese an.

Es geht also um Improvisation. Walmsley erklärt in der Einleitung anschaulich, warum Improvisation das Spiel verbessern kann. So wird „Arbeit“ wieder zu „Spiel“, denn Arbeit scheint Rollenspiel manchmal zu sein, wenn wir dicke Regelwerke lesen, Abenteuer minutiös vorbereiten und dann am Spieltisch verzweifelt versuchen, die Spieler dahin zu bewegen, wohin das Abenteuer es vorsieht, ohne dass sie sich gegängelt fühlen (Railroading ist wohl der schwammige und überstrapazierte Begriff dafür). Stützt sich der Spielleiter hingegen auf eher vage Grundideen und die Ideen der Spieler, wird das Spiel entspannter. So wie Walmsley es auf den der Einleitung folgenden 80 Seiten beschreibt, scheint es ganz einfach zu sein. Ich habe es ausprobiert und kann sagen: So einfach ist es nun auch wieder nicht. Man braucht schon ein wenig Übung, aber ich werde weiter üben.

Das ändert aber nichts daran, dass Walmsleys Ideen prinzipiell einfach sind. Warmherzig, anschaulich und mit viel ansteckender Freude beschreibt er seine Erfahrungen und die verschiedenen Techniken. Zunächst beschreibt er im Kapitel „Spielen“ die Grundlagen, die auch schon Dominic Wäsch in seinem Buch „Spielleiten“ aufgegriffen hat (leider etwas verzerrt). Es geht darum, dass man sich nicht zu sehr anstrengen soll. Nimmt man das, was offensichtlich erscheint, überrascht man die Spieler trotzdem manchmal. Und mit weniger Stress, kommt auch der Spaß von ganz allein.

Das Kapitel „Bauen“ geht um das Arbeiten mit den Ideen von anderen und wie man verhindert, sie zu blockieren. „Status“, das Thema des nächsten Kapitels, ist dem normalen Rollenspieler sicherlich zunächst fremd, doch die Beachtung des Status von interagierenden Personen kann das Spiel erheblich bereichern. Was Status ist und was er im täglichen Umgang bedeutet, beschreibt das Buch auf wenigen anschaulichen Seiten. In „Geschichten erzählen“ wird es komplizierter und diese Techniken wird man ohne Übung wohl nicht so schnell beherrschen. Es geht um den Aufbau einer Geschichte oder wie man Routinen und deren Unterbrechung benutzt, um sie zu bereichern. Chekhov’s Gun wird erläutert (im Prinzip: Wenn irgendwo eine Schrotflinte an der Wand hängt, muss sie auch zum Einsatz kommen). Plattformen, Beziehungen und andere Dinge werden ebenfalls erklärt. In „Zusammenarbeit“ geht es um das Zusammenspiel zwischen Spielern und Spielleiter und wie diese genutzt werden kann.

Es ist unmöglich den Nutzen von „Improspiel“ zu beschreiben, ohne die Techniken selbst zu erklären. Doch dazu sollte man schon das (Hör-) Buch kaufen. Ich werde mir das Hörbuch immer Mal wieder zu Gemüte führen, damit ich die Ideen nicht vergesse. In einem der nächsten Spielabende werden meine Spieler wohl als Versuchskaninchen herhalten müssen. Mal gucken, wie es diesmal klappt.

Absolute Empfehlung für das kleine Buch. Es ist nicht teuer, gut übersetzt, weist auf Bereiche des Rollenspiels hin, die man zu leicht vergisst und liest sich auch noch gut (bzw. wird gut vorgelesen). Für Spielleiter ein Pflichtkauf.

Veröffentlicht am 6. Oktober 2012, in Rezensionen. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Kommentare deaktiviert für Rezension: Improspiel.

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