Matt Ruff: Bad Monkeys

Da ich, das Ende ausgenommen, von Matt Ruffs „Fool on the Hill“ ziemlich begeistert war und auch sonst nur gutes über ihn gehört habe, konnte ich an seinem neusten Werk, „Bad Monkeys“, einfach nicht vorbeigehen. Die Verweise auf „Unknown Armies“, die man immer wieder hört, haben dazu auch beigetragen. Ich habe mich gefragt, ob es nun doch endlich der lang ersehnte „Unknown Armies“-Roman ist, den all die Fans des Rollenspiels herbeisehnen, die an Tim Powers bisher aus irgendeinem Grund vorbeigelaufen sind. Und selbst wenn nicht … ein cooler Roman sollte es doch bestimmt werden.

Das Buch ist kurz. Mit 250 Seiten in kleinem Hardcover hat man es an zwei oder drei Urlaubstagen durchgelesen, selbst wenn man so langsam liest wie ich. Es bietet inhaltlich aber mehr als mancher 1000-Seiten-Roman.

In einem weißen Raum sitzen eine Frau und ein Mann. Der Mann ist Psychologe. Die Frau heißt Jane Charlotte, und sie erzählt dem Psychologen die ganze lange Geschichte, wie es dazu kam, dass sie mordete. Sie arbeitet für eine Organisation namens „Bad Monkeys“, die böse Menschen beseitigt.

Was folgt, sind Episoden aus dem Leben von Jane Charlotte, immer wieder unterbrochen von kleinen Unterhaltungen mit dem Psychologen, wenn er Teile ihrer Geschichte anzweifelt oder hinterfragt. Sie berichtet vom Hass auf ihre Mutter und über ihren kleinen Bruder, der entführt wurde, als er zehn Jahre alt war, berichtet wie sie in die Organisation gekommen ist und wie die ersten Aufträge liefen.

Doch die Frage ist: Bildet sich Jane Charlotte das alles nur ein oder steckt wirklich etwas hinter ihren Beschreibungen, ihren Aufgaben in der Organisation und hinter der Tatsache, dass es grundauf böse Menschen gibt? Kennt man mehrere dieser paranoiden Ich-Erzählungen, hat man bald eine Ahnung, worauf die Geschichte hinauslaufen könnte – doch dann kommt doch alles anders.

Der Roman ist wahnsinnig schnell. Man hat noch gar nicht begriffen, was auf den gerade gelesenen Seiten geschah, da ist man schon wieder im nächsten Bericht von Jane, erfährt vom nächsten Mord, vom nächsten Komplott. Ich habe von Leuten gelesen, die Schwierigkeiten hatten, sich durch Ruffs ersten Roman „Fool on the Hill“ zu kämpfen – diese Leute werden mit „Bad Monkeys“ keine Schwierigkeiten haben. Eine so schnelle Geschichte habe ich das letzte Mal mit „Fahrenheit 451“ von Ray Bradbury erlebt.

Mein einziges Problem mit dem Roman war die schiere Größe der Verschwörung der „Bad Monkeys“. Ich mag Verschwörungstheorien normalerweise nicht, ich finde sie nämlich albern – unglaubwürdig. Die Verschwörungsfolgen von Akte X haben mich immer gelangweilt und ich könnte nie „Conspiracy X“ spielen. Und so fand ich auch die Berichte von Jane Charlotte unglaubwürdig (und vielleicht sind sie ja auch alle falsch – von mir werdet ihr das nicht erfahren). Doch trotz dieses grundlegenden Problems hat mir der Roman gefallen. Die Charaktere sind intensiv, die Geschichte von der ersten Seite an spannend. Ruffs leichte Töne, die er auch schon in „Fool“ angeschlagen hat, bleiben erhalten. Man kommt gar nicht dazu, irgendetwas zu hinterfragen, dazu ist man viel zu sehr damit beschäftigt, der Geschichte zu folgen.

„Bad Monkeys“ ist ein großartiger Roman für alle, die sich nicht von seltsamen Geschichten abschrecken lassen. Für die „Unknown Armies“-Fans ist er aber immer noch nicht das gesuchte Mekka, dazu ist er wiederum nicht seltsam genug.

Veröffentlicht am 19. August 2008, in Literatur, Rezensionen. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Kommentare deaktiviert für Matt Ruff: Bad Monkeys.

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